Erfahrungen mit dem Velomobil Go-One Evo-Ks

Stand: Juli 2014

Kauf und Überblick

Warum ein Velomobil?

Ein Fahrrad, mit dem man wettergeschützt wie im Auto ist, klingt sehr verlockend. Aber der erste Eindruck war dann sehr enttäuschend – es war ein altes Alleweder, schwer, laut und langsam. Was hilft mir ein Fahrrad, bei dem ich gelegentlich vom Wetterschutz profitieren kann, aber ansonsten unter schlechten Fahreigenschaften zu leiden habe? Irgendwann habe ich ein Velayo ausprobiert; dieses ist ganz anders, viel moderner, sehr geräumig, mit großen Rädern, großem Radstand und breiter Spur, es fuhr sich nicht so schlecht – aber auch nicht wirklich schnell, wie mit einem schwerfälligen Schlachtschiff. Das hat mich nicht richtig überzeugt. Ich wusste zwar von Paris–Brest–Paris 2007, dass Hans Wessels und Ymte Sijbrandij in ihren Quests eine beeindruckende Geschwindigkeit hingelegt haben – trotzdem, ein 35-kg-Monster wollte ich nicht bergauf schleppen oder im Stadtverkehr beschleunigen müssen.

Dann kamen schnellere und leichtere Velomobile auf den Markt – Milan und Go-One Evo R/K/Ks. Damit ist ein Velomobil zwar immer noch teuer und sperrig, aber dafür deutlich schneller auf langen Strecken, und mit einem Gewicht von gut 20 kg auch halbwegs bergtauglich. Bei einer Probefahrt des Evo-K war ich beeindruckt, dass es sich recht zügig beschleunigen lässt – es fühlte sich nicht wie ein bleischweres Schlachtschiff an, wie ich Velomobile bisher kannte. Mit etwas gutem Willen kann man es einhändig heben. Die Geschwindigkeit konnte ich nicht testen, wegen der nervösen Lenkung kam ich kaum über 50 km/h. Meine weiteren Eindrücke waren der schlechtere Blick nach hinten, und das laute Gerumpel beim Fahren.

Warum das Evo-Ks?

Ich wollte ein leichtes Velomobil; daher kamen Milan SL, Evo-R, Evo-K und Evo-Ks in Frage.

Ein paar Neuerungen, die ich bereits bekam:

Unterschiede zum Evo-K

Dimensionen und Gewicht

Oder anders ausgedrückt:

Als Gewicht wurde auf der Webseite damals ein Gewicht von 22 kg versprochen (mein Evo-Ks dürfte eines der allerersten sein, es gab noch keine anderen Besitzer). Ich hatte gehofft, fahrfertig auf unter 20 kg zu kommen, nachdem Daniel Fenn im Velomobilforum ein Gewicht von 18 kg angekündigt hatte – in der Serienfertigung ohne aggressives Tuning und mit Beleuchtung ist das nicht ganz unrealistisch. Aber obwohl ich ein geringstmögliches Gewicht verlangt habe, scheint unter 22 kg in der Serie nicht möglich zu sein.

Durch den Einsatz von Titanschrauben kann man angeblich weitere 100 g sparen.

Geschwindigkeit

Ein paar Eckdaten aus meinem ersten Jahr Velomobil-Erfahrung, ohne Kopfhaube:

Bei schlechten Straßen bricht die Geschwindigkeit aber stark ein, weil es derart rüttelt und die Kette andauernd vom großen Kettenblatt abspringt.

Technik

Karosserie

Die Karosserie ist selbsttragend aus Kohlefaser, aus zwei Teilen zusammenlaminiert, mit einer horizontalen Naht ungefähr auf 2/3 der Höhe. Die Stabilität variiert mit der Materialstärke und der Formgebung:

Die Verarbeitung ist insgesamt sehr sauber; aber möglicherweise wäre noch eine Gewichtsersparnis möglich, indem weniger Gelcoat verarbeitet wird und die Struktur auch insgesamt noch optimiert wird. Das Glasfaser-Velomobil von Daniel Fenn könnte ein Vorbild sein: Er hat die kritischen Stellen mit Kohlefaser versteift, und kommt deshalb beim Rest mit Glasfaser aus.

Bodenfreiheit

Das Evo-Ks ist ein ziemlich niedriges Velomobil, entsprechend wenig Bodenfreiheit gibt es. Aber es gibt kaum überstehende Teile, z.B. (fast) keine Ausbeulungen für die Füße; der niedrigste Teil ist der Kettenkanal vorne unter dem Sitz, was aber selten ein Problem ist. Viel öfter hat man mit der Nase Bodenberührung, wegen der Hebelwirkung – wenn sich das Vorderrad gegenüber dem Hinterrad absenkt, senkt sich die Nase umso mehr, und wenn die Vertiefung vor dem Vorderrad wieder endet, setzt die Nase auf. Aber auch das passiert entweder auf solchen Radwegen/verkehrsberuhigten Bereichen, die man sowieso nicht verwenden sollte (gepflastert, zu enge Kurven etc.), oder bei Einfahrten, wo die Straße zum Randstein hin erst einmal abfällt. Straßen und Radwege haben in Fahrtrichtung nur sehr selten solch kurze Vertiefungen, daher habe ich auf Straßen oder Radwegen seltenst Probleme. Insbesondere Bremsschwellen lassen sich problemlos fahren. Kreissegment-Bremsschwellen, die auf 40 km/h ausgelegt sind, kann ich gut mit 50 km/h fahren. Insgesamt ist die Bodenfreiheit absolut unproblematisch, im Unterschied etwa zum Milan.

Einstiegsluke

Die Luke ist ganz klar so konstruiert, dass sie möglichst klein ist und damit geringe aerodynamische Verluste produziert. Das macht das Einsteigen etwas mühsamer als bei anderen Velomobilen. Trotzdem ist das Ein- und Aussteigen normalerweise überhaupt kein Problem. Schwierigkeiten treten lediglich dann auf, wenn man vollkommen durchgeschwitzt ist und die schweißnassen Hände auf dem Cockpitrand abrutschen. Und, wenn die Muskeln überanstrengt sind, man sich mit den Beinen auf dem Sitz nach oben drücken muss, und dabei – oder beim Herausfädeln der Beine aus der Luke – einen Krampf bekommt.

Bei anderen Velomobilen mit größerer Luke (z.B. Quest, Strada) ist es möglich, dass man die Arme nach außen hängt, wenn es zu heiß ist. Das geht beim Evo-Ks überhaupt nicht, weil der Lukenrand oberhalb der Schultern ist. Dafür ist man bei kaltem Wetter besser geschützt; der Hals ist nicht dem Fahrtwind ausgesetzt.

Aerodynamik

Aerodynamisch ist das Evo-Ks wohl eines der besten käuflichen Velomobile. Manche sagen, der Milan SL habe eine bessere Aerodynamik – zweifellos spielen beide in der gleichen Liga. Ich vermute, dass beim Milan der Strömungskoeffizient etwas besser ist, beim Evo-Ks aber die Querschnittsfläche kleiner. Meines Wissens nach wurden bei den Go-Ones weder Windkanaltests noch Computersimulationen gemacht, allerdings aber die Antriebsleistung per Leistungsmesskurbel vermessen und mit aufgeklebten Wollfäden nach Verwirbelungen gesucht. Windkanalmessungen beim Milan haben im Grunde kaum neue Erkenntnisse gebracht und bestätigt, dass die Intuition von aerodynamisch geschulten Leuten gute Resultate liefert.

Letztendlich ist man aber in einem Bereich, wo Optimierungen nur noch schwierig sind und sich kleine Details stark auswirken. Man darf also nicht nur Messungen an Rekordfahrzeugen vergleichen, sondern die ganzen fahrfertigen Fahrzeuge; zwischen ihnen dürften die Unterschiede deutlich größer sein als was die Rumpfform erwarten lässt. Beispielsweise können sich vorne außen angebrachte Blinker als fatal erweisen, weil sie die laminare Strömung schon ganz vorne zerstören und sich diese Störung wie eine Bugwelle nach hinten ausbreitet. Oder beispielsweise wurden die leichten Fußbeulen im Boden des Evo-Ks nicht nur sehr sanft ausgeformt, sondern zugleich der Boden dazwischen nach oben gezogen, damit die Luft seitlich ausweichen kann, statt zwischen Boden und Straße komprimiert zu werden.

Lautstärke

Velomobile sind Resonanzkörper, entsprechend laut rumpelt es im Inneren. Vor allem Bodenunebenheiten sind laut, das Rollen der Reifen und die Kette sind vergleichsweise leise. Entsprechend macht ein niedriger Reifendruck, der Unebenheiten stärker dämpft, die Fahrt deutlich leiser, aber auch langsamer. Eine bessere Federung würde sicherlich auch helfen.

Zur Geräuschdämpfung kann man auch dünnen, geschlossenporigen Schaumstoff von innen an die Karosserie kleben, so dass Resonanzen unterbunden werden. Vermutlich reicht es, diesen an wenigen kritischen Stellen anzukleben – wenn man von außen auf die Karosserie klopft, sind die steifen, weil runden Bereiche vergleichsweise leise, und laut sind die großflächigen, geraden Rumpfbereiche seitlich hinten und unten.

Antriebsstrang

Kurbeln und Pedale

Das Evo-Ks ist mit einer 2-fach-Kurbelgarnitur ausgestattet (Shimano Ultegra SL FC-6600, mit Hollowtech II). Ich habe die Kurbeln auf 145 mm kürzen lassen (bzw. Beyss hat nur neue Pedalbohrungen gemacht, das Kürzen haben sie ignoriert) – bei längeren Kurbeln schleifen die Schuhe, zudem muss beim rechten Schuh das Cleat ganz außen sitzen, damit der Schuh nah an die Kurbel kommt. Schuhe müssen vorne eher schmal geschnitten sein. (Der Tretlagerausleger ist bei mir so eingestellt, dass das Tretlager optisch genau vor dem Lüftungsloch ist – wenn der Kopf hinten genau in der Vertiefung der Hutze anliegt.)

Als Pedale habe ich Shimano Ultegra A600 (SPD), dies sind die leichtesten SPD-Pedale von Shimano. Ich verwende MTB-Schuhe von Shimano, weil mir die gut passen, eine steife Sohle haben, aber gerundet sind, so dass man gut damit laufen kann. (Anscheinend ist eine steife Sohle am wichtigsten, erhöht den Wirkungsgrad und vermeidet Fußschmerzen; ob das Pedalsystem eine breite Auflagefläche hat, ist nebensächlich.)

Übersetzung

Es gibt folgende Anforderungen:

Ab Werk montiert waren Kettenblätter mit 65 (Gebhardt) und 39 Zähnen, sowie eine 12–32-Kassette (SRAM PG1050; das 11er-Ritzel wurde weggelassen), das ergibt eine Kapazität von 46 Zähnen.

Ich habe folgende Änderungen gemacht:

Schaltung

Hinten befindet sich ein 10-fach SRAM-XX-Schaltwerk (langer Käfig, nominell 45 Zähne Kapazität), wobei nur 9 Gänge nutzbar sind, weil der Platz eines Ritzels für den Radkasten gebraucht wird. Der Schalthebel ist SRAM TT900. Der Schaltzug ist etwa 135 cm lang; die Außenhülle hat eine Einstellschraube bei etwa 20 cm, so dass der Rest der Außenhülle rund 115 cm lang ist.

Die Schwinge besitzt kein Schaltauge, sondern das Schaltwerk ist direkt in die Schwinge geschraubt. Das erscheint mir als unsaubere Lösung, denn ein Gewinde in das weiche CFK ist sehr empfindlich; besser wäre ein eingeklebtes/angeschraubtes Stahl-Schaltauge. Gerade weil man kaum an das Schaltwerk kommt, passiert es leicht, dass man es schief aufsetzt und beim Anschrauben das Gewinde zerstört. Nachdem mir genau das passiert ist, kann ich jedem nur raten, statt dem Schaltwerk die komplette Schwinge auszubauen.

Die Kettenblätter haben keinen Umwerfer, weil normale Umwerfer mit so großen Kettenblättern (manche Fahrer haben noch deutlich größere, bis 90 Zähne) und einer so großen Differenz zwischen den beiden Kettenblättern nicht klar kommen. Bei meinem Liegerad habe ich ebenfalls keinen Umwerfer, und fahre ebenfalls primär auf dem großen Kettenblatt; dort ist es kein Problem, denn für das seltene Schalten kann ich den Fuß verwenden (runterschalten) oder mich kurz vorbeugen und am Kettenrohr ziehen (raufschalten). Beim Evo-Ks ist das aber viel problematischer:

Und so gibt es regelmäßig dumme Situationen, wenn nachts bergauf die Kette runterfällt. Man muss sie auflegen, solange man noch rollt und mittreten kann, aber man sieht nichts und muss womöglich auf den Verkehr achten, während man die Kette ertastet. So erwäge ich zwei Umbauten:

Kette und Kettenführung

Die Kette ist eine KMC-X10SL 10-fach-Kette. Die Kettenlänge ist abhängig von den verwendeten Kettenblättern und Ritzeln und von der Neigung des Tretlagermasts. Bei mir sind das 336 Glieder, die ein Gewicht von 748 g haben.

Die Kettenführung des Evo-Ks wurde oft kritisiert. Meine Kritikpunkte sind:

Entsprechend habe ich Kettenschutzrohr eingebaut:

Kettenverschleiß

Grundsätzlich sollte die Kette im Velomobil deutlich länger halten als bei einem unverkleideten Fahrzeug, weil sie weniger dem Straßendreck ausgesetzt ist. Ketten verschleißen durch die Schleifwirkung von Schmutzpartikeln, zusammen mit der klebenden Wirkung von Schmierstoffen. Wo wenig Dreck ist und selten nachgeschmiert werden muss, sinkt der Verschleiß.

Allerdings ist der Innenraum eines Velomobils alles andere als sauber, und auch nicht immer trocken. Es sammelt sich also schmieriger Dreck im Kettenkanal. Zudem blieb anfangs auch Wasser im Kettenkanal stehen (z.B. nach einem Regenschauer), und die Kette rostete sogar schneller als an einem unverkleideten Rad. Daraufhin habe ich Drainagelöcher in den Kettenkanal gebohrt, damit das Wasser abfließen kann. (Das ist auch der Grund, warum man als Fahrer erstaunlich dreckig wird: Es kommt zwar weniger Dreck nach innen, aber man schwitzt stärker, der Dreck klebt also besser. Man erkennt den Velomobilfahrer im Sommer an den „panierten Kalkstelzen“.)

Lenkung

Typen, Vor- und Nachteile

Es gibt zwei grundsätzliche Bauformen der Lenkung für Velomobile: Tiller- und Panzerlenkung. (Das Evo-Ks gibt es nur mit Panzerlenkung.) Sie haben folgende Vor- und Nachteile:

Lenkhebel

Die Lenkhebel des Evo-Ks sind leider eine Fehlkonstruktion: Erstens befinden sich die Bremsgriffe genau auf Höhe der Radkästen; der maximale Lenkeinschlag wird davon bestimmt, wann der Bremshebel an den Radkasten stößt, statt vom Platz in den Radkästen für die Räder. Zweitens würden längere und nach vorn gekröpfte Lenkhebel (was dann möglich wäre) die Arme weiter nach vorne bringen, wodurch der Platz neben dem Sitz zur Verfügung stünde. Ich habe schon damit experimentiert, die Bremshebel locker anzuschrauben, so dass man sie leicht wegdrehen kann – bei normalen Fahrrädern ist das kein Problem, aber im Velomobil kann man erstens dann noch schlechter mit beiden Händen gleichmäßig bremsen, zweitens kann man den Bremsgriff nicht schnell genug wegdrehen, drittens stimmt dann die Einstellung der Parkbremse nicht mehr.

(Update: Wie ich erfahren habe, stoßen die Bremsgriffe mit Absicht an, damit man nicht die Räder in den Radkasten lenken kann. Ok, wäre sinnvoll, wenn beide gleichzeitig an den Anschlag kämen; aber momentan limitieren die Bremsgriffe den Lenkeinschlag.)

Lenkgeometrie

Die Panzerlenkung im Evo-Ks ist sehr direkt. Bis Tempo 50 ist sie noch problemlos beherrschbar, aber für höhere Geschwindigkeiten braucht man viel Übung. Schätzungsweise gut 10000 km sind nötig, damit man sich auch noch bei über 70 km/h sicher fühlt und den Lenkeinfluss durch ungleichmäßiges Bremsen souverän ausgleichen kann.

Anfang April 2014 wurde im Velomobilforum beschrieben, dass jemand die Lenkgeometrie untersucht hat und herausgefunden hat, dass die Ackermann-Bedingung nicht erfüllt ist (d.h. bei Kurvenfahrt schneiden sich die Linien durch die Achsen nicht in einem Punkt, sondern die Linien durch die Vorderräder schneiden sich deutlich vor der Hinterradachse. Das wird korrigiert durch eine längere Spurstange, und bewirkt ein gutmütigeres Lenkverhalten; und weil in einer Kurve das innere Rad stärker einlenkt und dies abgeschwächt wird, stößt es weniger schnell an den Radkasten, der Wendekreis verringert sich etwas.

Bei jenen Kugelköpfen, die exponiert gegenüber Dreck sind, sollte man auf Präzision achten – wo kein Spiel ist, kann kein Dreck eindringen und den Verschleiß beschleunigen.

Spureinstellung

Die Vorderräder müssen möglichst parallel stehen, um die Reibungsverluste und vor allem den Reifenverschleiß zu minimieren – die Reibung merkt man in der Praxis kaum, aber ein Reifen kann bei falsch eingestellter Spur schon nach 1000 km vollkommen abgefahren sein; zudem werden die Reifenflanken belastet, und es bilden sich leichter Beulen.

Die Spureinstellung wird geringfügig auch durch die Federung beeinflusst – man muss also messen, während man im Velomobil sitzt! Am genauesten (weil praxisnah) ist der Ausrolltest. Dazu rollt man mit dem Velomobil mehrfach ein Gefälle hinunter, mit unterschiedlichen Einstellungen der Spurstange, und misst die Entfernung bis zum Stillstand. Die Spurstange im Evo-Ks wird eingestellt, indem man das Velomobil auf die Seite legt, auf der einen Seite den Kugelkopf abschraubt, den Kugelkopf eine halbe Umdrehung in die Spurstange hinein oder aus ihr herausdreht, und ihn wieder festschraubt. Eine gute Ausrollstrecke erfüllt folgende Kriterien:

Das Ergebnis war bei meinen bisherigen Tests recht deutlich (ca. 50 cm Unterschied zwischen zwei Durchgängen), aber es kostet viel Zeit und man muss erst einmal eine geeignete Strecke finden.

Andere Techniken sind:

Wendekreis

Das Evo-Ks hat ungefähr einen Wendekreis wie ein Auto, auf der Straße hat man also normalerweise keine Probleme, auf Radwegen aber sehr wohl (aber nur an Abzweigungen); auch schnelle Liegeräder haben oft nur einen geringen Lenkeinschlag. Allerdings ist mit dem Liegerad der Wendekreis meist deutlich kleiner, wenn man nicht tritt, und so mit dem Vorderrad keine Rücksicht auf Tretkurbel und Kette nehmen muss, und man kann ansonsten sich mit den Füßen rückwärts schieben. Und das Auto hat hierfür einen Rückwärtsgang. Den hat das Evo-Ks aber nicht, und auch keine Fußlöcher („Familie-Feuerstein-Technik“) – aber die Radkästen sind offen, so kann man die Lekung leicht einschlagen und direkt an den Reifen drehen, wie ein Rollstuhlfahrer. (Das klappt aber nur bei flachem Untergrund, weil das Velomobil mit Fahrer zu schwer ist, um es mit einer Hand am Reifen bergauf oder über Steine zu fahren.) Ansonsten muss man aussteigen.

Um das Velomobil umzudrehen, fasst man es am Heck, hebt es etwas an und trägt das Heck herum. Dabei darf man nur wenig heben, weil sonst die Nase auf dem Boden aufsetzt. Bei wenig Beladung funktioniert das gut; da aber Gepäck vor allem im Heck verstaut wird, wird bei voller Beladung das Anheben schwierig, gerade wenn man das glatte Material mit verschwitzten Händen halten will – und man wünscht sich einen klappbaren Griff.

Bremsen

Velomobile haben üblicherweise Trommelbremsen, weil in den Radkästen nicht genug Platz für Scheibenbremsen ist, und mangels Gabel keine Felgenbremsen möglich sind. Das Evo-Ks gibt es mit Trommelbremsen von Sturmey&Archer, mit 70 oder 90 mm Durchmesser. Die größere Version ist deutlich schwerer, aber in bergigem Gelände zu empfehlen, da man mit der 70er-Trommelbremse angeblich gelegentlich ans Limit kommt, vor allem durch Überhitzung. Bisher hat mir die 90er-Bremse immer gereicht, die Bremswirkung war mehr als ausreichend; aber die Bremszüge haben viel Reibung, und die Bedienung ist deshalb nicht so feinfühlig, wie sie sein sollte.

Im Velomobilforum gehen die Meinungen auseinander, ob beide Bremsen gemeinsam betätigt werden sollen oder mit zwei getrennten Hebeln. Ich habe letzteres; es ist technisch unkomplizierter, und man kann in Kurven gezielt an der Kurveninnenseite bremsen, was z.B. in Kreisverkehren sehr angenehm ist. Aber man schafft es nie, die Bremsen absolut gleich zu dosieren; bei jeder Bremsung verreißt man kurz die Lenkung. Ich kann also nicht sagen, welche Lösung besser ist. Vielleicht wäre das Optimum eine Hydraulikbremse mit Doppelbremshebel, mit dem man sowohl beide Bremsen gemeinsam als auch jede einzeln betätigen kann, zusammen mit einer einfachen Justierung des Druckpunkts.

Federung und Fahrkomfort

Vorderrad

Die Vorderräder haben Federbeine, die gleichen wie im Quest (von Velomobiel). Es handelt sich um Stahlfedern mit Reibungsdämpfung. Gerade im Vergleich mit meinem vollgefederten Liegerad ist der Federungskomfort des Evo-Ks miserabel. Die Ursachen:

Angeblich wird das Ansprechverhalten sehr viel besser, wenn man auf Elastomere umrüstet; außerdem spart das geringfügig Gewicht. Dazu ersetzt man die Stahlfedern durch Icletta-Elastomere für die ICE-Vorderradfederung, mittlere Härte. Die Elastomere müssen etwas gekürzt werden; sie sollten ca. 1 cm länger als die ausgebauten Federn sein, weil sie sich um diesen Betrag im Laufe der ersten 1000 km setzen. (Anfangs kann sogar die Spurstange die Karosserie berühren.)

Hinterrad

Am Hinterrad besteht die Federung aus einem normalen DT-Swiss-Luftfederelement (DT Swiss M 212, 165 mm, Federweg 37.5 mm, 198 g) mit einstellbarer Dämpfung (und Lockout, was aber bestenfalls in Rennen sinnvoll ist). Zusammen mit großen Rad und der Untersetzung auf den Dämpfer ergibt sich ein deutlich besseres Ansprechverhalten als bei den Vorderrädern.

Als Druck scheint mir 4.5 bar angemessen; dann kann ich die Federung gerade so durchdrücken, wenn ich mich auf das vordere Ende der Hutze aufstütze. Weil die Sitzposition viel weiter vorne ist, federt er dann nur wenig ein. Die Übersetzung an der Hinterradschwinge beträgt etwa 1:2 (44:22 cm), so ergibt sich am Hinterrad ein Federweg von etwa 75 mm. Der Schwerpunkt befindet sich etwa auf 1/3 der Strecke von den Vorderrädern zum Hinterrad, entsprechend ist die Kraft auf den Dämpfer nur 1/3 im Vergleich dazu, wenn man sich direkt über dem Hinterrad auf die Hutze stützt; wegen der zweifachen Übersetzung der Schwinge wirkt dann 2/3 des Körpergewichts auf den Dämpfer. Laut DT Swiss soll der Dämpfer etwa 8–13 mm einfedern; das kann man testen, indem man den Gummiring ganz nach oben schiebt, dann ins Velomobil einsteigt, und danach noch einmal schaut. (Geht am besten, wenn man den Sitz entfernt, und sich aufrecht reinstellt, mit den Oberschenkeln vorne am Cockpitrand und den Fersen an der hinteren Umlenkrolle, das dürfte einen ähnlichen Schwerpunkt ergeben.) Der Kolben hat einen effektiven Durchmesser von gut 40 mm (Außendurchmesser des Dämpfers ist 45 mm); 2/3 eines Brutto-Gewichts von 80 kg erfordert dann auf dieser Querschnittsfläche einen Druck von etwa 4 bar. Bei einem Gesamthub von 37.5 mm entspricht der empfohlene Negativ-Federweg einer Verringerung des Volumens um etwa 1/4–1/3 und einen Druckanstieg entsprechend um 25%–50% – entsprechend reicht schon ein Druck von gut 3 bar, falls man hinten kein Gepäck hat.

Die Hinterradschwinge ist mit 8 Schrauben (5er-Inbus) an der Karosserie festgeschraubt. Die Befestigungsplatten stützen sich an den Kugellagern ab, welche 6002RS-Industrielager sind (32×15×9 mm).

Räder

Reifen

Die Bereifung ist ein sehr wichtiges Thema; da bei Velomobilen der Luftwiderstand stark reduziert ist, macht der Rollwiderstand einen viel höheren Anteil der Gesamtwiderstandskraft aus. (Bei einem Rennrad sind beide Kräfte bei etwa 16 km/h gleich, bei einem guten Velomobil bei über 50 km/h.) Gleichzeitig hängt der Rollwiderstand von vielen Faktoren ab – z.B. Luftdruck, Reifenbreite, Felgenbreite, Gummimischung, Karkasse, Luftschlauch, Temperatur. Gerade die Gummimischung ist unbekannt, kann zwischen Produktionschargen variieren, oder vom Hersteller auch im Laufe der Zeit geändert werden. So bleiben nur Erfahrungswerte:

Vorderreifen:

Hinterreifen:

Felgen

Das Hinterrad ist ein Gingko-Laufrad mit 850 g; es enthält eine American Classic Hochflanschnabe (Road 205?; Flanschabstand 50 mm), die mit 32 Speichen 3-fach gekreuzt symmetrisch eingespeicht ist. Die Felge (Breite 25.4 mm) hat einen Innendurchmesser von 544 mm, was eine Speichenlänge von 261.4 mm ergibt.

Auf der Hinterradfelge steht ein Maximaldruck von 4 bar. Das bezieht sich aber vermutlich auf MTB-Reifen (da 559 die klassische MTB-Reifengröße ist). Velomobil-Reifen sind allerdings nur etwa halb so breit (Ultremo: 23 mm; Durano: 28 mm) wie MTB-Reifen; da die Kraft auf die Felge proportional zu Luftdruck und Schlauchinnenfläche bzw. Reifenbreite ist, darf bei einem halb so breiten Reifen der Druck doppelt so hoch sein.

Speichen

Die Flansche der Hinterradnabe stehen recht dicht beieinander, weil der Platz für den Radkasten benötigt wird. Dies führt zu einer geringen Seitensteifigkeit, und die Speichen werden bei seitlicher Belastung stärker beansprucht.

Ich habe gehört, dass Messerspeichen aerodynamisch günstig sind, weil sie Verwirbelung im Radkasten vermindern. Gleichzeitig sind sie aber nicht so steif. Beim Vorderrad spielen Messerspeichen keine Rolle, weil es eine Radkappe gibt.

Radkappen

Die Vorderräder sind außen mit Carbon-Radkappen abgedeckt. Um die Aerodynamik noch etwas zu verbessern, kann man auch innen Radkappen anbringen (kostet zusätzliche 150 g). Bei manchen Velomobilen sind die Radlager exponiert, und man muss sie vor Dreck schützen. Bei dem Go-One befinden sie sich dagegen mit unter den Radkappen.

Sitz

Der Sitz besteht aus Carbon ohne Polsterung, ist 30–25 cm breit (am breitesten an der Hüfte, nach oben schmäler werdend). Er ist im Kreuzbereich etwas nach oben gekrümmt, und liegt an fünf Stellen auf: Die Vorderkante mündet in zwei Beinchen, die auf einer Klettband-Unterlage stehen; etwas weiter dahinter, unter dem Gesäß, liegt der Sitz auf zwei Klettbändern auf; und das obere Ende liegt mit einem Klettband auf der Kante der Gepäckablage auf.

Ich finde den Sitz nicht optimal:

Elektrik

Die Beleuchtung ist ein schwieriges Thema, weil es weder einen wirklich für Velomobile entwickelten Scheinwerfer noch einen Dynamo gibt. Und im Prinzip hat man die Wahl zwischen Fahrrad- und Motorradteilen. Erstere sind meist auf Dynamobetrieb ausgelegt, letztere sind ineffizient. Entsprechend stellt sich die Frage, welche Spannung: 6 V oder 12 V?

Dynamo

Gerade für ein Langstreckenfahrzeug will man eigentlich eine Dynamobeleuchtung, aber ein Dynamo war bisher nicht erhältlich.

Akku

Man braucht einen Akku; sei es als Pufferakku für eine Dynamo-Stromversorgung oder als alleinige Stromquelle. LiPo scheint vom Gewicht her am attraktivsten zu sein. Ich habe einen 2S2P-Akku (Turnigy nano-tech, 7.4 V, 6.6 Ah, 290 g), der genug Kapazität hat, um eine Nacht problemlos durchfahren zu können. Und dazu ein Skyrc-e4-Ladegerät, um ihn schnell mit bis zu 3 A aufladen zu können.

Ich habe mir aus Schaumstoff eine Tasche geklebt (mit Kontaktkleber), und diese mit Klettband auf den Radkasten befestigt. So wird der Akku sicher gehalten und ist zudem stoßgeschützt.

Eine kleine Spannungsmessplatine aus 10 LEDs zeigt mir den Ladezustand an (GWS GW/OBI001; habe einen kleinen Tippschalter drangelötet, damit sie nicht dauernd leuchtet).

Scheinwerfer

Die neuesten Fahrradscheinwerfer haben sehr effiziente LEDs und Reflektoren, die für eine schön gleichmäßige Lichtverteilung sorgen. So sieht man mehr, weil man nicht von den hellen Bereichen geblendet wird. Allerdings sind diese Scheinwerfer für Aufrecht-Fahrräder gemacht, d.h. erstens besitzen sie eine eine Nahfeldausleuchtung, die im Velomobil komplett sinnlos ist, und sind zweitens für eine hohe Befestigungsposition vorgesehen.

Ich habe einen Busch&Müller Luxos B eingebaut. Beim Evo-Ks ist ein Scheinwerfer nicht wirklich konstruktiv vorgesehen – die Spitze mit dem Belüftungsloch befindet sich nur gute 20 cm über dem Boden. Ich habe den Scheinwerfer auf 40 cm Höhe eingebaut, direkt unterhalb der Naht zwischen beiden Karosseriehälften. Mit einem Dremel habe ich ein passendes Loch in die Karosserie geschnitten, und den Scheinwerfer von innen angeschraubt. Dazu habe ich den Metallbügel, mit dem der Scheinwerfer normalerweise an der Gabelkrone angeschraubt wird, umgedreht, etwas zurechtgebogen, und an den Rumpf geschraubt.

Rücklicht

Das Evo-Ks ist hinten sehr schmal, knapp 2 cm breit; dort passt kein normales Rücklicht hin. Letztendlich muss man sich selber etwas basteln, beispielsweise aus einem LED-Streifen.

Andere Verbraucher

Mit einem 5 V-UBEC kann man die Versorgungsspannung für eine USB-Buchse erzeugen, z.B. um das GPS zu versorgen und das Mobiltelefon laden zu können. Ich habe außerdem noch eine kleine weiße LED vor den Tacho gehängt, damit dieser auch bei Nacht ablesbar ist.

Die meisten Mobiltelefone lassen sich per Micro-USB-Buchse laden. Der ursprüngliche USB-Standard erlaubt nur 500 mA, mehr ist nur bei USB 3.0 möglich, wenn dies explizit durch Datenaustausch vereinbart wurde. Das klappt natürlich bei einer passiven Spannungsversorgung nicht, und entsprechend haben verschiedene Hersteller unterschiedliche Tricks verwendet, um Ladegeräte zu erkennen – und umgekehrt laden viele Geräte nicht, wenn nur eine Spannung anliegt. Manche Smartphones brauchen einen Widerstand von weniger als 200 Ohm zwischen den Datenleitungen (USB Battery Charging Specification Revision 1.1); andere erfordern, dass der Sense-Pin geerdet ist, wie das bei USB-OTG der Fall ist. Dann hilft es, einen USB-OTG-Adapter zwischen USB-Stecker und Mobiltelefon zu stecken.

Blinker

Ein Blinker ist zwar in Deutschland an Fahrrädern nicht erlaubt, aber da man im Evo-Ks keine Handzeichen geben kann, empfehle ich dringend, einen einzubauen.

Als Blinker habe ich helle gelbe LEDs verwendet (WTN-3W-80y) und direkt in die Karosserie eingeklebt (5.5er-Bohrer). Diese Lösung ist sehr leicht und aerodynamisch optimal; mit einem Abstrahlwinkel von 120° sieht man sie trotzdem aus allen Richtungen. Ich habe die Blinker über ein Motorrad-Blinkrelais (Louis m-Flash) und einen Schalter (auf dem Hebel der Feststellbremse, IP67-wasserdicht) in Serie mit Vorwiderstand an den Akku angeschlossen. Parallel zum Vorwiderstand ist ein Piezo-Schallwandler (85 dB/2 V) angeschlossen, damit ich höre, ob der Blinker an ist oder nicht. Weil der Blinker nur kurz in Betrieb ist, ist der Stromverbrauch egal – Hauptsache, man wird gesehen.

Verkabelung

Kabel kann man einfach mit Gewebeband an der Innenwand festkleben, die dazu allerdings sauber und trocken sein muss. (Wenn man längere Zeit im Inneren arbeitet, sorgt Atem und Schweiß für eine gewisse Feuchtigkeit.) Um mehrere Kabel zu bündeln, erscheint mir doppelseitiges Klettband am besten, das als Schlaufe an der Wand angeklebt wird (mit z.B. Pattex Kraftkleber) – hält besser und ist flexibler als Klebeschellen.

Tacho und GPS

Mangels eines klassischen Lenkers oder Rahmenrohrs ist die Frage, wohin mit dem Tacho. Es gibt von Beyss einen Tachohalter, das ist ein Carbonstummel, der rechts unter den Vorderrand der Cockpitluke geklebt ist. Leider ist dieser Stummel zu kurz abgesägt, um sowohl GPS als auch Tacho aufzunehmen. Ich habe mich mit folgendem Trick beholfen:

Fahren

Straßen und Radwege

Oberfläche

Radwege

Viele Leute vertreten die Meinung, Velomobile gehörten nicht auf Radwege, sondern grundsätzlich auf die Straße. Kommt darauf an, würde ich sagen:

Windempfindlichkeit und Spurstabilität

Mir erscheint das Evo-Ks nicht besonders windempfindlich. Es gibt zwar durchaus Schrecksekunden, wenn Windböen das Fahrzeug plötzlich erwischen, was auch an der Geschwindigkeit liegt. Von manchen Velomobilen wird berichtet, dass sie bei Seitenwind „segeln“ (also eine Vortriebskraft erfahren) – das habe ich beim Evo-Ks bisher noch nicht bemerkt. Das Evo-Ks liegt auf der Straße wie ein Brett, zumindest wenn man die sehr nervöse Lenkung im Griff hat.

Regenschutz

Einer der Hauptgründe für ein Velomobil ist der Schutz vor Regen und Kälte. Das funktioniert im offenen Evo-Ks nur sehr beschränkt:

Letztendlich ist die einzige Abhilfe die Carbon-Kopfhaube; sie schützt vor Regen und Wind und verbessert die Aerodynamik, aber sie ist teuer, und vor allem: Man kann sie nicht verstauen. Wenn man im Sommer eine Radreise macht, muss man entsprechend immer oder nie mit Haube fahren.

Sinnvoll wäre eine kleine, verstellbare Windschutzscheibe, zusammen mit einem faltbaren Cabrio-Dach. Und auch die feste Haube könnte an diese Windschutzscheibe andocken. Ich habe mir eine Windschutzscheibe aus 0.75 mm Makrolon gebaut – ca. 30 cm breit, gekrümmt, ca. 30° nach hinten geneigt, an der höchsten Stelle ca. 10 cm hoch, mit Klebeband an der Karosserie befestigt. Erfahrungen:

Übersicht

Nach vorne sieht man die Straße erst ein paar Meter vor dem Velomobil, was aber kein Problem ist. Durch die niedrige Sitzposition sieht man Straßenschäden und Straßenmarkierungen schlechter. Nach hinten sieht man mit einem Rückspiegel; es ist ein Busch&Müller Cyclestar, der links an der Cockpit-Kante befestigt ist. Damit hat man eine ausreichende Sicht nach hinten – man sieht aber nur schräg nach hinten, direkt nach hinten sieht man nicht. Dazu bräuchte man einen Spiegel, der weiter außen sitzt und damit Luftwiderstand hat. Andere Velomobile haben den Spiegel auch deshalb außen, weil er dann einer Cockpit-Abdeckung nicht im Weg ist.

Gepäcktransport

Es wird immer wieder behauptet, die schnellen Velomobile böten nicht genügend Platz für Reisegepäck. Das kann ich so nicht bestätigen – man kann sicherlich keinen Großeinkauf oder halben Hausrat transportieren, aber alles für eine mehrwöchige Campingreise ist kein Problem, ich habe ähnlich viel Platz wie in den Satteltaschen meines Liegerads; man muss das Gepäck nur gut verteilen.

Belüftung

Die Belüftung ist in den meisten Velomobilen unzureichend, so auch im Evo-Ks. Im Sommer, ab 30°C, ist das Fahren weitgehend unmöglich, weil man Fahrtwind fast nur im Gesicht und an den Füßen abbekommt, aber nicht dort, wo die Körperwärme entsteht. Man kann ja nicht einmal die Arme in den Fahrtwind bringen, und was von vorne durch das Belüftungsloch kommt, ist bei weitem nicht ausreichend (es gibt ja keine Fußlöcher). Im Winter gibt es ein ähnliches Problem; die Füße sind dann schnell zu kalt, während Oberschenkel und Oberkörper durchaus etwas Luft gebrauchen könnten. Und so ist es im Velomobil fast immer feucht, denn sobald man schwitzt, kondensiert das Wasser an den Wänden, man hat eine „Tropfsteinhöhle“.

Im Winter kann man das Belüftungsloch verschließen (oder verkleinern); das geht mit einem Stopfen aus geschlossenporigem Schaumstoff, den man in das Belüftungsloch klemmt.

Letztendlich will man aber eine ordentliche Kanalisierung der Luft. Ich will mir einen Schlauch installieren, der die Luft von der vorne direkt zum Oberkörper bringt. Als Lufteinlass ist das Loch an der Spitze ideal, denn das ist der Staupunkt – das Loch beeinträchtigt hier die Aerodynamik nicht. An anderen Stellen kann ein sogenannter NACA-Duct eine Möglichkeit sein; diese dreieckigen vertieften Lufteinlässe (kann man fertig kaufen) erzeugen Wirbel nach innen, so kann Luft abfließen, ohne die laminare Strömung zu beeinträchtigen. (Hier ein Beispiel am Milan.)

Als Schlauch habe ich einen Kunststoff-Staubsaugerschlauch vorgesehen; an diesen habe ich einen Trichter mit 10 cm Außendurchmesser montiert – ich habe den Trichter auf den Schlauchdurchmesser gekürzt, und auf zwei Seiten zwei nebeneinander liegende Löcher durch Schlauch und Trichter gemacht, und mit Kabelbindern (durch Schlauch und Trichter und wieder zurück durch das andere Loch) den Schlauch am Trichter befestigt. Dann habe ich einen Ring aus Schaumstoff (Isomatte) ausgeschnitten, der ein kegelförmig geschnittenes Loch mit 10 cm Durchmesser hat; dieser Ring wird dann von innen um das Luftloch angeklebt, und der Trichter hineingeklemmt.

Kleidung

Trinken

Trinkflaschen (z.B. PE-Flaschen) lassen sich recht gut links hinten neben der Hinterradschwinge transportieren, weil man diesen Raum kaum anders sinnvoll nutzen kann, und wegen der Versteifungskante zwischen den Schwingenlagern können sie auch nicht so leicht nach vorne rutschen.

Wenn man während der Fahrt trinken will, empfiehlt sich ein Trinksystem. Ich habe ein SmarTube-System zusammen mit Deuter Faltflaschen. Damit man nicht so stark saugen muss, verwende ich die Flasche aufrecht stehend, und zwar hinten neben dem Sitz, und mit lösbaren Kabelbindern aufgehängt. Dazu habe ich ein Loch in die Vorderkante der Gepäckablage gebohrt. Damit der Schlauch nicht im Weg ist und trotzdem erreichbar bleibt, habe ich das Mundstück an einem Skizip befestigt, welcher vorne an der Tachohalterung hängt.

Mitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln und mit dem Auto

Die Mitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln war bisher erstaunlich problemlos, ich habe mir im Vorfeld immer zu viele Sorgen gemacht. Ein Vorteil des Evo-Ks (und vergleichbarer leichter Velomobile) ist, dass man es alleine heben kann, und somit alleine in einen Zug bringt.

Zug

Schiff

Auto

Beim Transport auf dem Autodach oder Anhänger muss man aufpassen, wenn man es festzurrt: Niemals einen Gurt durch beide Vorderräder führen, denn dadurch werden diese zusammengezogen und das Lenkgestänge verbiegt sich. Entweder beide Räder einzeln festzurren, oder einen Gurt über das gesamte Velomobil.

Werkzeug

Neben dem üblichen Fahrradwerkzeug braucht man im Evo-Ks noch Folgendes:

Helm

Es gibt Brevets und Rennen mit Helmpflicht; vermutlich denken die Veranstalter gar nicht an Liegeräder und Velomobile, entsprechend sind keine Ausnahmen vorgesehen. Im Velomobil finde ich einen Helm unnötig, denn erstens kippt das Fahrzeug nicht so leicht wie ein Einspurer, zweitens kann man erst recht nicht nach vorne über den Lenker fliegen, und drittens wirkt die recht steife Heckhutze wie ein Überrollbügel. Und viertens haben die meisten Fahrradhelme hinten einen Bürzel, der dann mit der Vorderfläche der Heckhutze kollidiert.

Wenn man sich der Helmpflicht nicht entziehen kann, braucht man einen, der möglichst kompakt ist, speziell hinten. Ich habe einen billigen Fernost-Helm gefunden, den Prowell K-800 (Größe S: 52–58 cm, 260 g); dieser ist hinten rund, besitzt aber hinten am Rand eine vorstehende Kante. Diese Kante habe ich abgeschliffen und den Helm hinten auch etwas abgeflacht, und so trägt er sich im Velomobil recht angenehm. (Bisher nur ohne Haube ausprobiert.) Wenn man den Helm nicht aufsetzen will, kann man ihn links hinten halb unter dem Sitz unterbringen.

Diebstahlschutz

Absperren ist schwierig, weil es ja keinen Rahmen gibt, durch den man ein Schloss fädeln könnte. Bleibt nur noch das Hinterrad; mit Glück kann man das Hinterrad gegen irgendeinen Pfosten sperren, ansonsten das Schloss nur um die Hinterradfelge sperren. Das ist zwar kein starker Schutz, aber doch besser als gar nichts gegen Gelegenheitsdiebe. Natürlich könnte ein Dieb einfach das Hinterrad ausbauen; aber das geht beim Evo-Ks gar nicht so leicht, und man muss wissen, wie. Und dann gibt es nur wenige Velomobile auf der Welt, und kaum zwei sind gleich. Und so glaube ich, die Gefahr wohl weniger Diebstahl, sondern eher Vandalismus. Über Nacht würde ich das Velomobil immer ins Haus nehmen.

Fazit

Wie es sich fährt

Ein Velomobil fährt sich ganz anders als ein zweirädriges Fahrrad. Obwohl ich zwölf Jahre Liegerad-Erfahrung habe, musste ich mich ganz neu daran gewöhnen:

Zudem muss man bei einem Velomobil technisch auf ganz andere Dinge achten. Effiziente Reifen und wenig Reibung im Antriebsstrang sind viel wichtiger als bei unverkleideten Fahrzeugen. Die tiefe Sitzposition sorgt für ganz neue Herausforderungen beispielsweise bei der Beleuchtung, und man muss neue Komponenten kennen lernen, wie Trommelbremsen und Federbeine.

Informationsbeschaffung

Gerade für einen Velomobil-Anfänger ist es sehr schwierig, Informationen und Tipps zu bewerten. In welchen kleinen Details unterscheiden sich die Modelle? Und was davon beeinflusst das Fahrverhalten oder die Zuverlässigkeit? Wie viel Stabilität und Steifigkeit braucht man? Und wo kann man bedenkenlos Gewicht sparen? Man kann noch so viele technische Daten vergleichen und Velomobile auf Fotos oder in Realität anschauen – wenn man nicht weiß, worauf es ankommt, weiß man nicht, welche Fragen man stellen und auf welche Details man achten muss.

Angesichts dessen ist es ungut, dass es so wenig Informationen gibt. Das Evo-Ks kommt ohne den winzigsten Papierfitzel an Dokumentation, auch die Informationen auf der Webseite sind sehr dürftig. Was eigentlich genau verbaut ist, worauf man achten muss und wie man Wartungsarbeiten durchführt, muss man selber herausfinden, und viele Fehler auch erst einmal selber machen (was durchaus teuer sein kann). Und auch die Firma Beyss ist, sagen wir mal, nicht sehr kommunikationsfreudig. Wenn man etwas wissen will, muss man ihnen alles mühsam aus der Nase ziehen und gezielte Fragen stellen, was man als Neuling kaum hinbekommt. Auf eine ausführliche Beratung darf man nicht hoffen – wenn man irgend eine Ausstattungsvariante nicht ausdrücklich nachfragt, erfährt man noch nicht einmal, dass sie existiert, selbst wenn das bereits einmal so gebaut wurde und man auch prinzipiell bereit wäre, für sinnvolle Verbesserungen mehr Geld auszugeben (eigentlich ein Traum für jeden Hersteller). Hätte ich beispielsweise besser gewusst, wie man sich das Evo-Ks vorzustellen hat, hätte ich nicht ein zweites mal nach Straelen fliegen müssen, und hätte das Geld liebend gerne in Ausstattung investiert.

Die Haupt-Informationsquelle ist das Velomobilforum; als Besitzer eines Go-One kommt kaum daran vorbei, das Forum zu verfolgen, was viel Zeit kostet. Denn es gibt ja keine schriftliche Referenz, FAQ oder sonstige (de facto) offizielle Dokumentation, auf die Bezug genommen werden könnte. Letztendlich sind die Informationen zum Evo-Ks über mehrere Threads mit hunderten von Posts verteilt; und wie bei einem Forum üblich sind die eigentlichen Informationen zwischen viel Gelaber und persönlichen Meinungsäußerungen verstreut. Außerdem gibt es recht wenige harte Fakten (zumindest am Anfang, als noch niemand eines hatte), sondern ein Großteil der Informationen über das Evo-Ks sind Gerüchte, Eindrücke, Vorurteile, Ankündigungen – und nicht immer ist klar, was davon noch aktuell ist, was sich auf Prototypen und Renntrimm bezieht, und was auch in die Serie übernommen wurde (und ab wann) – nicht alles, was machbar ist, lässt sich in Serie zu einem sinnvollen Preis herstellen. Letztendlich wird die Diskussion von ein paar wenigen Leuten dominiert, und man muss sie kennen, um zu wissen, wie ihre Aussagen zu interpretieren sind und was man davon halten muss. Und das, was nur oft genug wiederholt wird, setzt sich in der allgemeinen Meinung durch. Zudem ist im Forum die Renn-Fraktion recht präsent – für sie ist es kein Problem, in der Ebene Tempo 70 zu erreichen, aber eine dreistellige Kilometerzahl ist schon etwas Ungewöhnliches, und eine Campingreise oder eine Nacht durchzufahren ist nicht vorgesehen.

Es wird oft empfohlen, vor dem Kauf möglichst viele Velomobile probezufahren. Das sehe ich etwas anders; natürlich sollte man ausprobieren – aber letztendlich kann man nicht testen, wie sehr man sich an die Eigenheiten eines Fahrzeugs gewöhnen kann. Das beste Fahrzeug ist sicher nicht das, das optimal an die Erwartungen und Vorurteile des Fahrers angepasst ist, sondern wo Fahrer und Velomobil einander optimal ergänzen, wo also die Summe der Kompromisse die Fahreigenschaften am wenigsten beeinträchtigen. Dafür muss man ins kalte Wasser springen und erst einmal ein Velomobil kaufen und ein paar Jahre Erfahrungen sammeln. (Beim Liegeradkauf gut 10 Jahre vorher hat es ein paar Jahre gebraucht, bis ich mich wirklich an die Eigenheiten des Liegeradfahrens gewöhnt hatte und ein flacheres, schnelleres Liegerad auch für den Alltag zu schätzen lernte, statt mich mit dem Tourenliegerad zufrieden zu geben, das zwar viel mehr meinen anfänglichen Erwartungen entsprochen hat, aber langsam und bleischwer war.)

Reaktionen von Fremden

Man erregt sehr viel Aufsehen, ob gewollt oder nicht, und die Reaktionen sind größtenteils positiv. Besonders im etwas autoverrückten Schweden wurde ich andauernd fotografiert – Auto überholt, Beifahrer-Fenster geht auf, iPhone wird rausgehalten. In einer Stadt wird man oft angesprochen, und es kommen immer die selben Fragen: Ist das bequem? Wie schnell fährt das? Allerdings gibt es auch genügend Schlaumeier, die ein Velomobil zum ersten Mal sehen, aber gleich belehren müssen, wie man es verbessern kann. Und dass das doch viel zu gefährlich sei – ein zweieinhalb Meter langes weißes Gefährt ist ja quasi unsichtbar, erst recht wenn es mitten auf der Straße fährt, und da hilft nur eine Fahne. (Und es gilt zu 110% diese fantastische Bingo-Karte.)

Man darf das Velomobil nie aus den Augen verlieren – Kinder wollen manchmal reinklettern, Leute wollen Fotos machen. Und manchmal scheinen sich Leute einfach draufsetzen zu wollen, als ich nicht anwesend war; im Laufe der ersten Monate habe ich mir zwei je 10 cm lange Risse in der Fronthaube eingefangen. Mit so viel Vandalismus habe ich nicht gerechnet. Ich muss wohl Warn-Aufkleber anbringen.

Probleme

Ich hatte leider massenweise Probleme.

Kurz gesagt: Obwohl das Evo-Ks das mit Abstand teuerste Fahrrad ist, das ich je gekauft habe, ist es auch mit Abstand das unzuverlässigste. Obwohl ich es gerade für Langstrecken gekauft habe, wo Zuverlässigkeit wichtig ist. Es ist scheinbar ein Bananenprodukt, das beim Kunden reifen muss. Ich würde viel lieber Touren machen, als nur Kurzstrecken fahren, aus Angst, liegenzubleiben; und ich will Geld in Ausstattung investieren, statt in Fehlerbehebung und Rücktransport. Das heißt aber nicht, dass das Evo-Ks ein schlechtes Velomobil ist – es kommt meinen Anforderungen am nächsten, mein Traum-Velomobil gibt es nicht zu kaufen, und ich weiß, dass andere Hersteller auch Jahre gebraucht haben, um Kinderkrankheiten zu beheben. Ein paar der Probleme sind aber ganz klar mangelnder Sorgfalt bei der Herstellung geschuldet; ich konnte das Velomobil erst rund einen Monat nach der Fertigstellung abholen, es herrschte also kein Zeitdruck.

Ein paar dieser Probleme waren Folgeerscheinungen:

Es gibt eine Diskussion zu dieser Seite im Velomobilforum.